Reproduktion von Leonardos „Die Felsgrottenmadonna“ im Louvre — 100 Gemälde des Louvre

Die Felsgrottenmadonna — Leonardo da Vinci

Bildtitel: Die Felsgrottenmadonna (La Vierge aux rochers)
Autor: Leonardo da Vinci (1452–1519)
Land: Italien
Entstehungszeit: ca. 1483–1486
Technik: Öl auf Holz (später auf Leinwand übertragen)
Maße: 199 × 122 cm
Ausstellungsort: Louvre, Denon-Flügel, Saal 710
Kategorie: Religiöse Szene
Stil / Schule: Hochrenaissance

Entstehungskontext

Das Gemälde entstand in Mailand im Auftrag der Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis für den Altar der Kapelle in San Francesco Grande. Es sollte der Mittelteil eines Altartriptychons sein, wurde jedoch nach der Fertigstellung nicht angenommen — möglicherweise wegen finanzieller oder ikonografischer Differenzen. Das Bild blieb beim Künstler und gelangte später nach Frankreich.

Motiv und Komposition

Die Madonna sitzt in einer felsigen Grotte, sie streckt sanft die Hand nach dem kleinen Johannes dem Täufer aus, der vor Jesus betet. Jesus segnet ihn als Antwort. Daneben — ein Engel, der rätselhaft auf Johannes weist. Die Figuren sind in einer kunstvollen Geometrie angeordnet — sie bilden eine Pyramide, die der Komposition Stabilität und Feierlichkeit verleiht. Der Hintergrund ist eine tiefe, fast mystische Höhle mit Lichtblicken von Himmel und Wasser, die ein Raumgefühl erzeugen.

Stil und Technik

Leonardo setzt hier seine berühmte Sfumato-Technik voll ein — sanfte Übergänge zwischen Licht und Schatten. So entsteht der Eindruck eines lebendigen, fast atmenden Raumes. Die Linien sind weich, die Atmosphäre tief und geheimnisvoll. Alles ist mit außerordentlicher Aufmerksamkeit für Anatomie, Licht und Materialien gemalt. Besonderer Akzent — auf Händen, Gesten, Blicken, die einen „inneren Dialog“ zwischen den Figuren führen.

Das Schicksal des Gemäldes

Nach der Fertigstellung gelangte es nicht zum Auftraggeber. Sein Weg ist nicht vollständig dokumentiert, doch schließlich kam es nach Frankreich — vermutlich zusammen mit anderen Werken Leonardos, die er an den Königshof brachte. Seit dem 18. Jahrhundert wird es im Louvre aufbewahrt. Später schuf Leonardo eine zweite Version für London — weniger rätselhaft, ohne den Fingerzeig des Engels und mit klarerer Komposition.

Persönlicher Blick

In diesem Bild liegt Stille. Keine religiöse Feierlichkeit, sondern etwas anderes: gespannte Erwartung, unsagbares Wissen. Der Blick des Engels ist zum Betrachter gerichtet — als lade er dazu ein, ein Geheimnis zu entschlüsseln, das gleich entgleitet. Man steht vor dem Fels, vor einer Welt, in der die Zeit stillsteht — und doch alles atmet, bebt und lebt.

🔍
Fullscreen